Neuanfang nach der Shoa auf Hitlers Flugplatz

Das jüdische DP-Camp Ainring (Obb.) 1945-47

Jim G. Tobias

175 Seiten, 45 Abb. schw.-w.,
22 x 14,5 cm, Pb.
ISBN  978-3-938286-60-9
16,00 € [D]

 

erscheint November 2024

 

Der »schönste Gebirgsflughafen« in Ainring, wie die Nationalsozialisten den Fliegerhorst im Berchtesgadener Land nannten, wurde 1933/34 erbaut – als Landeplatz zur nahe gelegenen Residenz Adolf Hitlers auf dem Obersalzberg. Einige Jahre später entstand auf dem »Regierungsflughafen« für rund 1.000 Soldaten eine Luftwaffenkaserne mit Unterkünften, die jedoch von 1940 bis 1945 von der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug genutzt wurden. Ab Oktober 1945 dienten die Baracken als Erstaufnahmelager für bis zu 3.000 jüdische Flüchtlinge aus Osteuropa. Diese Menschen hatten in den NS-Lagern, im Untergrund, bei den Partisanen oder in der Sowjetunion überlebt und waren auf dem Weg nach Palästina oder Übersee. Für sie gab es in Europa keine Zukunft mehr.

Trotz der hohen Fluktuation entwickelte sich das Displaced Persons (DP) Camp Ainring zu einer autonomen jüdischen Stadt im Nachkriegsdeutschland. Die DPs bauten eine Volks- und Berufsschule auf, gründeten Sportvereine, errichteten eine Synagoge, eröffneten ein kleines Hospital und initiierten eine gewählte Selbstverwaltung. Diese etablierte eine eigene Polizei sowie eine Lagergerichtsbarkeit – es kam zu einer temporären Renaissance der fast vollständig vernichteten Kultur der osteuropäischen Juden im Land der Täter.